Vom 21. Mai bis 22. September 2024 zeigen die Räume A, B, C und D im Jerónimos-Gebäude des Prado-Museums eine Ausstellung, die untersucht, wie sich die tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen, die Spanien zwischen 1885 und 1910 erlebte, in der Kunst niederschlugen.
Die deutlichste Ausprägung dieser gesellschaftlichen Veränderungen war das Aufkommen der Gesellschaftsmalerei, die diese neuen Themen in naturalistischem Stil (Rusiñol, Casas, Sorolla) oder mit einer neuen Ausdruckskraft (Regoyos, Nonell, Picasso, Solana) anging. Auch in anderern Bereichen wie Bildhauerei und Grafik, die einen großen Aufschwung erlebten, lässt sich dies beobachten. Die Fotografie ihrerseits wurde durch Einsatz von Fotogravur und Fotosatz zum objektivsten und effizientesten Mittel zur Verbreitung der neuen Bilder.
Die exklusiv von der BBVA-Stiftung geförderte Ausstellung, kuratiert von Javier Barón, dem leitenden Zuständigen für die Konservierung von Gemälden des 19. Jahrhunderts, bietet einen einzigartigen Einblick darin, wie Künstler den großen gesellschaftlichen Wandel Spaniens zwischen 1885 und 1910 interpretierten. Nach einer langen Zeit der überwiegend von der Historienmalerei inspirierten Malerei dominieren nun soziale Themen, die die in Spanien in dieser Zeit ablaufenden Wandlungsprozesse aufgreifen.
Die Ausstellung besteht aus fast 300 Werken, von denen die meisten bislang noch nie gezeigt wurden. Sie verdeutlichen die verschiedenen Verfahren und kreativen Ansätze in den zahlreichen Reaktionen von Künstlern angesichts der Herausforderung, die Veränderungen in der Gesellschaft ihrer Zeit unter bisher kaum behandelten Aspekten wie z.B. Industriearbeit, Frauen im Beruf, Bildung, Krankheit, Medizin, Arbeitsunfälle, Prostitution, Emigration, Armut, ethnische und soziale Ausgrenzung, Kolonialismus, Streiks, Anarchismus und Forderungen der Arbeiterschaft darzustellen.
Weiter im Mittelpunkt stehen die verschiedenen Interpretationen technischer Verfahren und deren Wechselbeziehungen untereinander wie Fotografie, Illustration und Malerei sowie der Rückgang naturalistischer Darstellungen nach dem Erfolg seiner prominentesten Vertreter wie den Brüdern Luis y José Jiménez Aranda, Vicente Cutanda, Joaquín Sorolla, Santiago Rusiñol und Ramon Casas.
Das Projekt basiert auf den bedeutenden Sammlungen des Prado zum Thema Gesellschaftsmalerei, die die Tätigkeit im Rahmen der Kunstwettbewerbe Exposiciones Nacionales de Bellas Artes widerspiegeln. Dank großzügiger Leihgaben aus öffentlichen und privaten Sammlungen kommt das Publikum in den Genuss herausragender Werke von Regoyos, Sorolla, Nonell, Gargallo, Picasso, Gris, Solana und weiteren Künstlern.
Bildnachweis:
- Vicente Cutanda y Toraya, Una huelga de obreros en Vizcaya/ Arbeiterstreik in Vizcaya (Ausschnitt), 1892. © Museo Nacional del Prado
- Una sala del hospital durante la visita del médico en jefe/Krankenhauszimmer beim Besuch des Chefarzts </em>. Luis Jiménez Aranda. Öl auf Leinwand. 1889. Madrid, Museo Nacional del Prado, P-7342
- Una desgracia/Ein Unglück. José Jiménez Aranda. 1890. Öl auf Leinwand, 106 x 150 cm. Privatsammlung