Die Choreographin und bildende Künstlerin La Ribot, Gewinnerin des spanischen Tanzkunstpreises, präsentiert am 13. und 14. September im Innenhof Patio Sur des Kulturzentrums Conde Duque ihr neuestes Bühnenwerk über Johanna I. von Kastilien, die eine große Musik- und Tanzliebhaberin war. Komponist Iñaki Estrada nahm dabei als Ausgangspunkt das Liederbuch, das Johanna am Tag ihrer Hochzeit mit Philipp dem Schönen geschenkt bekam - eine Sammlung der an den Höfen Europas damals beliebten Musik.
Nach dem Tod ihres Mannes Philipp dem Schönen wurde Johanna I. von Kastilien (1479 - 1555) mit Unterstützung ihrer Eltern, der Katholischen Könige, und später ihres Sohnes Karl V. in einem Palast in Tordesillas interniert. Die rechtmäßige Königin von Spanien galt als geistesgestört und wurde 46 Jahre lang von der Macht ferngehalten. Die dramatische Darstellung, wie sie in berühmten Gemälden wie Doña Juana La Loca (1877) von Francisco Pradilla zum Ausdruck kommt, trug dazu bei, die Annahme der angeblichen Geisteskrankheit Johannas I. von Kastilien zu untermauern.
Im Jahr 1992, zeitgleich mit dem 500. Jahrestag von Kolumbus' Ankunft in der Neuen Welt und den Feierlichkeiten zu diesem Anlass, schuf La Ribot das Paarduett El Triste Que Nunca Os Vido, das sie zusammen mit dem Schauspieler Juan Loriente aufführte. Das vom Leben Johannas I. von Kastilien inspirierte Stück thematisierte die Unterdrückung der Königin. Die Szenerie des neuen Projekts Juana ficción dreht sich um eine Zeit, in der sich alles resonanzartig wiederholt und sie aus dem Lauf der Geschichte ausschließt und verdrängt.
Die Inszenierung ist stark klanglich geprägt: Musik und Bild verschmelzen in einem synästhetischen Spiel, bei dem sich die Grenzen zwischen Hören und Sehen auflösen. Die Unterdrückung ist nicht mehr nur ein erzählerisches Thema, sondern wird zu einer zeitlichen und im Wesentlichen klanglichen Erfahrung.
Das Werk ist konzipiert für Innen- und Außenräume mit Tageslicht, in denen der Übergang zur Dunkelheit deutlich wird. Angeordnet ist das Ganze in konzentrischen Kreisen - in der Mitte das Orchester, um dieses herum Publikum und Tänzer, die wiederum vom Chor umgeben sind. Dabei sind alle in ständiger Bewegung.
La Ribot ist der Künstlername von María José Ribot, einer 1962 in Madrid geborenen Tänzerin, Choreographin und bildenden Künstlerin, die derzeit in Genf lebt. Mit ihren Produktionen sprengt sie Rahmen und Formate von Bühne und Museum und arbeitet zur Umsetzung ihrer choreographischen Konzepte mit aus Theater, bildender Kunst, Performance, Film und Video entlehnten Ausdrucksformen.
Gestalter:
- Künstlerische Leitung - La Ribot und Asier Puga
- Choreographie - La Ribot
- Tanz - Juan Loriente, La Ribot, Mathilde Invernon, Ludovico Paladini
- Musikalische Leitung - Asier Puga
- Arrangements, Komposition und Elektronik - Iñaki Estrada
- Elektronische Gestaltung - Álvaro Martin
- Kammerorchester des Auditorio de Zaragoza
- Grupo Enigma (OCAZEnigma)
- Mehrstimmiger Chor Schola Cantorum Paradisi Portae
- Musikwissenschaftliche Beratung - Alberto Cebolla
- Dramaturgie - Jaime Conde Salazar
- Lichtkonzept - Eric Wurtz
- Kostümentwurf - Elvira Grau
- Technische Leitung - Marie Prédour
- Produktions- und Vertriebsleitung - Aude Martino und José Miguel Gonzàlez
- Koordination OCAZEnigma - Pepa García Gómez
- Produktions- und Kommunikationsassistenz - Iris Obadia
- Verwaltung - Gonzague Bochud
- Produktion - La Ribot Ensemble und OCAZEnigma
- Bildnachweis - @ Alberto Rodrigalvarez
- Koproduktion - La Bâtie - Festival de Genève (in Vorbereitung), Festival d’automne à Paris (in Vorbereitung), Conde Duque Madrid (in Vorbereitung), Gobierno de Aragon (bestätigt)
Dauer: ca. 75 Minuten