Der Velázquez-Palast im Retiro-Park ist vom 10. Mai bis 1. September Schauplatz einer Ausstellung über eine der rätselhaftesten und eindrucksvollsten Figuren der Kunst des 20. Jahrhunderts. Zu sehen sind mehrere Werke von James Lee Byars, die die tiefgründige Auseinandersetzung des Künstlers mit allem, was die Grenzen der Logik überschreitet, verdeutlichen.
Die visuelle und performative Sprache von James Lee Byars (* 1932 in Detroit; † 1997 in Kairo), die sich zwischen Mystik, Spiritualität und Körperlichkeit bewegte, umfasste Skulpturen, Installationen, Performances, Zeichnungen, Texte und die Durchführung eigener Ausstellungen in Form von Installationen.
In den 1950er und 1960er Jahren lebte der Künstler in Japan und den Vereinigten Staaten, was sein Schaffen maßgeblich beeinflusste. Einen engen Bezug hatte er auch zu Italien, insbesondere Venedig, wo er in den 1980er Jahren lebte und arbeitete.
Byars verknüpfte Kenntnisse der westlichen Kunst und Philosophie mit Elementen aus Nō-Theater und Zen-Buddhismus. Seine einzigartige Betrachtungsweise der Realität drehte sich um Perfektion, Zyklizität und die Entmaterialisierung der menschlichen Gestalt. Oft bezog er das Publikum in seine temporären Aktionen oder groß angelegten Arbeiten ein und warf direkte oder indirekte Fragen auf.
Die Ausstellung im Palacio de Velázquez zeigt ausgewählte Werke, in denen kostbare Materialien wie Marmor, Seide, Blattgold und Glas mit minimalen und archetypischen Geometrien wie Prismen, Kugeln und Säulen kombiniert wurden. Die Werke provozieren ein Spiel aus Wechselbeziehungen zwischen Form und Inhalt und laden den Betrachter zur Reflexion über Materielles und Göttliches ein.
Bildnachweis:
- James Lee Byars, The Door of Innocence, 1986-1989 (Vordergrund) und The Figure Question is the Room, 1986 (Hintergrund). Ansicht der Ausstellung im Pirelli Hangar Bicocca, Mailand, 2023. Mit freundlicher Genehmigung von Pirelli Hangar Bicocca, Mailand. Foto: Agostino Osio
- James Lee Byars, Red Angel of Marseille, 1993. Ansicht der Installation im Pirelli Hangar Bicocca, Mailand, 2003. Mit freundlicher Genehmigung von Pirelli Hangar Bicocca, Mailand. Foto: Agostino Osio