Das unbekannte Madrid

Kennen Sie Madrid? Die Stadt gehört zu den meistbesuchten Reisezielen und stellt jedes Jahr neue Besucherrekorde auf, also lautet Ihre Antwort wohl mit großer Wahrscheinlichkeit „ja“. Allerdings beinhaltet die Frage etwas mehr, nämlich – kennen Sie Madrid in all seinen Facetten? Wenn dem nicht so ist, Sie aber Lust darauf haben, sollten Sie vielleicht Ihren eigenen „Plan B“ mit Unternehmungen außerhalb der üblichen Pfade aufstellen.

Es lohnt sich auf jeden Fall, denn Madrid hat so viel zu bieten ... Werfen Sie einen Blick auf unsere Vorschläge und wählen Sie ganz nach Belieben aus.

7. August 2024

Erkunden Sie den größten innerstädtischen Park Spaniens

Beim ersten Kontakt mit der spanischen Metropole beeindruckt vor allem ihr helles, dynamisches Ambiente. Eine Überraschung sind auch ihre Grünanlagen und bewaldeten Flächen. Ja, Madrid ist ausgesprochen grün und gilt als die Stadt mit den zweitmeisten zusammenhängenden Baumbeständen weltweit, was ihr 2024 zum fünften Mal in Folge den Titel „Tree City of the World“ einbrachte.

Die Verbindung von Kultur und Natur findet sich nicht nur im Zentrum, sondern auch in anderen Bezirken der Stadt, die Ihnen vielleicht noch nie zu Ohren gekommen sind, Ihrem Aufenthalt aber das besondere Etwas verleihen können. Den Anfang macht man am besten nach einem Besuch des Königspalasts und der Almudena-Kathedrale ein Stückchen weiter südwestlich mit einem Abstecher in den Casa de Campo, den größten Stadtpark Spaniens.

Es geht kaum etwas Schöneres als den entspannten Besuch eines der Freiluft-Cafés rund um den großen See mit zum Teil höchst klangvollen Namen wie Villa Verbena. Man genießt den Ausblick, die leichte Brise und das helle Licht und fühlt sich tatsächlich wie auf einer echten Strandpromenade. Bei einem Streifzug durch die Umgebung, die als spanisches Kulturerbe (in der Kategorie Historische Stätte) eingestuft ist, kommt man auch in den Genuss der unterschiedlichsten Bäume und Sträucher wie die eng mit Madrid assoziierten Erdbeerbäume oder die spektakulären Ulmen.

Die enorme, gut 1700 Hektar große Fläche des Casa de Campo hat viel zu bieten und erstreckt sich von den Ufern des Flusses Manzanares bis zu mehreren Waldgebieten der Region. So etwa bis zum Monte del Pardo, einem weiteren beachtenswerten unbekannten Kleinod der Stadt, wo man in Natur, Geschichte und Gastronomie schwelgen kann.

Entdecken Sie den „Katzenberg“, La Montaña de los Gatos

Wer zum ersten Mal in der Stadt ist und Lust auf Natur hat, kommt eigentlich nicht darum herum – einen Abstecher im Retiro-Park, der grünen Lunge im Zentrum Madrids, mit seinen  125 Hektar Fläche und über 15.000 Bäumen, der zusammen mit dem Paseo del Prado seit Juli 2021 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Und wer ihn schon kennt, sollte ihn unbedingt wiederentdecken, denn hier gibt es jede Menge Neues wie etwa den sogenannten Katzenberg oder Montaña de los Gatos, der nach eingehender Restaurierung nun wieder öffentlich zugänglich ist. Die Wasserfälle und Gewölbekuppel im Inneren des Hügels sind höchst faszinierend! 

Ein einmaliges Erlebnis ist auch ein Besuch des Alfons XII.-Denkmals, von dessen Aussichtsplattform man einen herrlichen Blick auf die Stadt hat. Oder leihen Sie sich doch mal ein Boot für eine Fahrt auf dem romantischen Teich zu seinen Füßen.                                                                                                                            

Finden Sie versteckte Gärten

Weitere geheime Ecken der Stadt Madrid sind eine Reihe kleiner Gärten. Einige liegen so versteckt, dass Sie vielleicht schon daran vorbeigegangen sind, ohne sie zu bemerken. So etwa der Garten Huerto de las Monjas, der auch als Jardín del Palacio O’Reilly bekannt ist. Diese zauberhafte Oase der Stille, die an das Madrider Klosterleben im blühenden 16. Jahrhundert erinnert, erreicht man durch eine Passage unter den modernen Gebäuden der Calle Sacramento 7 im Stadtteil Madrid de los Austrias.

Wer auf den Geschmack gekommen ist, begibt sich nun zur Plaza de la Paja im Stadtviertel La Latina und schlendert durch die Jardines del Príncipe de Anglona, benannt nach dem benachbarten Palais. Die Anlage ist einer der wenigen erhaltenen herrschaftlichen Gärten aus dem 18. Jahrhundert.

Planen Sie bei Ihrem Rundgang auch einen Stopp an der Real Basílica de San Francisco el Grande und bewundern Sie neben ihrer beeindruckenden Kuppel, die als die größte Spaniens und viertgrößte Europas gilt, auch den Garten gleich daneben, von dessen Aussichtspunkt man einen der schönsten Sonnenuntergänge Madrids betrachten kann.

Erleben Sie persönliche Geschichte in den Museumshäusern Madrids

Neben den großen Kunsthallen auf dem Paseo del Arte wie Prado, Thyssen-Bornemisza und Reina Sofía gibt es etliche kleinere Museen, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Denn sie beherbergen nicht nur Kultur, sondern auch die charmantesten Gärten der Stadt.

Gemeint sind die Casas museo, also „Museumshäuser“, wie etwa das Sorolla-Museum im ehemaligen Wohnhaus des valencianischen Malers, das neben seinen bedeutendsten Werken auch Gegenstände aus seinem persönlichen Leben ausstellt. Ein weiteres Beispiel ist das Museum Lázaro Galdiano, dessen großartige Sammlung Werke von Goya, El Greco, Murillo und Zurbarán enthält.

Im Viertel Chueca, dem Inbegriff des vielfältigen und modernen Madrids, erwartet Sie das Museo del Romanticismo, das Romantikmuseum, das seine Besucher in das 19. Jahrhundert zurückversetzt. Ganz in der Nähe der Plaza de España liegt das Museum Cerralbo, in dem man in den Lebensstil einer Adelsfamilie im ausgehenden 19. Jahrhundert eintaucht. Wie das Leben im spanischen Siglo de Oro aussah, erfahren Sie im Casa de Lope de Vega, einem Gebäude aus dem 16. Jahrhundert im Stadtviertel Barrio de Las Letras.

Genießen Sie herrschaftliche Landsitze und den Park El Capricho

Wer Natur und Kultur miteinander verknüpfen möchte, kommt hier voll auf seine Kosten, hat aber längst noch nicht alles gesehen. Da wären noch die Quintas, ehemalige zu Vergnügungszwecken angelegte herrschaftliche Landsitze, die heute zu herrlichen öffentlichen Parks umgestaltet wurden. So etwa die Quinta de los Molinos, die zu jeder Jahreszeit - besonders aber im Februar und März, wenn die zahlreichen Mandelbäume auf dem Gelände blühen - zu einer Auszeit einlädt. Weitere sind Torre Arias mit seinen 51 unterschiedlichen Baumarten, darunter etliche außergewöhnliche Exemplare wie eine über 300 Jahre alte Steineiche, oder die Finca de Vista Alegre im Bezirk Carabanchel, eine der größten historischen Parkanlagen der Stadt.

Ein weiterer historischer Garten außerhalb des Stadtzentrums, den man nicht verpassen sollte, ist der Parque de El Capricho. Der zwischen 1787 und 1839 für die Herzöge von Osuna angelegte Park ist heute ein echtes Naturparadies, das bei Einheimischen und Besuchern gleichermaßen beliebt ist.

Bestaunen Sie reizvolle Klöster und Einsiedeleien

Eine gute Möglichkeit, der Hektik zu entfliehen und andere Facetten der Stadt zu entdecken, ist ein Besuch im Kloster Las Descalzas Reales im ehemaligen Residenzpalast von Karl I. und Isabella von Portugal, der als spanisches Kulturerbe eingestuft ist. Lassen Sie sich beim Anblick von seiner Fassade im Plateresk-Stil faszinieren und in den Innenräumen von den Gemälden aus dem 17. Jahrhundert und den in Brüssel gewebten Wandteppichen nach Rubens-Vorlagen begeistern.

Zu den großen, eher unbekannten Schätzen gehört auch die Ermita de San Antonio de la Florida. Die für ihre Wallfahrt am 13. Juni berühmte Kapelle überrascht mit einer Reihe von Goya-Gemälden aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert. 1905 wurde sie zum Nationaldenkmal erklärt. Zur Erhaltung des Originalbaus als Goya-Museum errichtete man 1928 eine identische Kapelle daneben, in die nun die Gottesdienste verlegt wurden. Obgleich die Kapelle San Antonio einer der schönsten Vertreter klassizistischer Architektur in Madrid ist, wird sie vor allem durch die Fresken Goyas zu einem echten Sightseeing-Muss. Seit 1919 ruhen hier die sterblichen Überreste des Künstlers.

Ein Bummel auf der Castellana

Einer der momentan angesagtesten Schauplätze der Metropole ist der Paseo de la Castellana mit dem neuen Bernabéu-Stadion, einem avantgardistisch und spektakulär konzipierten Wahrzeichen des Madrids der Zukunft. In unmittelbarer Nähe entsteht gerade ein florierendes kulinarisches Angebot, das die Attraktivität dieser ohnehin schon interessanten Flanierstraße noch steigert.

Der markante Wolkenkratzer Torre Picasso ganz in der Nähe des Stadions ist inzwischen ein begehrter Standort führender Restaurantkonzerne, die von der boomenden Kraft der Gegend angezogen werden.

Zu den interessanten Neuheiten, die die hier herrschende Dynamik auch in Sachen Kultur bekräftigen, gehört das Architekturmuseum Casa de la Arquitectura, das mit viel Wissenswertem rund um Stadt- und Landschaftsplanung in Spanien aufwartet. Hinzu kommen weitere einmalige Angebote wie das Naturkundemuseum Museo Nacional de Ciencias Naturales - ideal für die ganze Familie – oder die Residencia de Estudiantes.

Entdecken Sie Carabanchel

Carabanchel? Stimmt, Carabanchel ist wahrscheinlich nicht als Stopp auf ihrer Route eingeplant. Aber es lohnt sich garantiert! Denn der Bezirk überzeugt nicht nur durch historische Parks, sondern ist auch ein bevorzugter Standort für die Einrichtungen und Ateliers junger Künstler. Hinzu kommen einzigartige Architekturschätze, die Sie bestimmt für eine Entdeckungstour begeistern werden.

Hier einige Fakten, die Sie hoffentlich überzeugen. Carabanchel ist heute ein Viertel voller Kunst mit über 40 Künstlerwerkstätten und -ateliers und Standort interessanter Galerien wie Veta Galería (der größten Galerie für zeitgenössische Kunst in Madrid), Galería Benveniste Contemporary und Galería Sabrina Amrani. 

Carabanchel ist aber nicht nur ein angesagter Szene- und Kreativschauplatz, sondern auch ein geschichtsträchtiges Viertel mit einzigartigen Elementen wie die Colonia de la Prensa, ein erstaunliches Art-déco-Viertel und Beispiel für modernistische Architektur in Madrid, und die Ermita de Santa María La Antigua, die im Mudéjar-Stil erbaute älteste Kapelle der Stadt.

Schwelgen Sie in kulinarischen Genüssen

Ganz egal, wie Ihre Planung auch aussieht – Speis und Trank dürfen dabei nicht zu kurz kommen. Und das geht auch außerhalb des gängigen Angebots, denn die Stadt bietet alles von Haute-Cuisine-Gastronomie wie das brandneu gekürte Sterne-Restaurant Osa in einer kleinen Villa mit Garten in der Nähe des Flusses Manzanares bis hin zur 100-jährigen Küche des Casa Pedro, einem historischen Restaurant im Viertel Fuencarral.

Eine besonders unterhaltsame Weise, die Stadt bei gleichzeitigen kulinarischen Genüssen zu erkunden, ist eine Tapa-Tour. Neben den traditionellen Routen, die z. B. durch die traditionsreichsten Lokale in den Vierteln La Latina, Barrio de Las Letras oder Lavapiés führen, gibt es Varianten mit alternativen Ansätzen. So etwa den Boulevard de Ibiza im Retiro-Viertel, die Calle Ponzano in Chamberí oder das Viertel Prosperidad, das in Sachen Kulinarik immer mehr Fahrt aufnimmt.

Auch die Markthallen sind eine interessante Möglichkeit für einen Abstecher in die vielfältige Gastronomie der Stadt. Neben den zentral gelegenen und bekannteren wie dem eindrucksvollen Mercado de San Miguel gibt es nämlich ein breites Angebot an Marktgebäuden in allen Teilen Madrids. So etwa den Mercado de Vallehermoso mit seinem Erzeugerbereich im Erdgeschoss oder den Mercado de Chamberí, dessen Kulinarikbereich La Chispería Besucher mit den unterschiedlichsten spanischen und internationalen Gerichten verwöhnt. 

Parks, reizvolle Gärten, herrschaftliche Landsitze, Museen, Klöster, Einsiedeleien, Szeneviertel, traditionelle und moderne Küche ... Madrid ist eine Stadt voller einzigartiger Angebote, in der es immer etwas Neues zu entdecken gibt!

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